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Industrie-Schweiz - News-Corner 13.05.2016 ABB: 125-Jahr-Jubiläum von ABB in der Schweiz
1891 gründeten Charles Brown und Walter Boveri im schweizerischen Baden BBC. Die Elektrotechnik-Pioniere sahen elektrischen Strom als Schrittmacher für ein neues Zeitalter. Das ABB-Vorgängerunternehmen setzte diese Vision mit enormem Tempo erfolgreich um – früh auch im Bahnbereich.
Charles Brown und Walter Boveri ergänzten sich perfekt. Charles, Sohn eines englischen Ingenieurs, war ein genialer Konstrukteur; der in Deutschland geborene Walter galt als besonnener, technisch versierter Projektleiter. Die künftige Internationalität wurde dem Schweizer Unternehmen quasi in die Wiege gelegt.
Obwohl noch keine 25 Jahre alt, hatten sich Brown und Boveri Mitte der 1880er Jahre in der Maschinenfabrik Oerlikon in Zürich mit ihren Leistungen bereits einen Namen geschaffen. Ihr Unternehmergeist bewog sie, ihre Fähigkeiten zu kombinieren und eine eigene Firma zu gründen. Ihre Vision war klar: elektrischer Strom kann auch über grosse Distanzen transportiert werden; er wird die Welt erleuchten und bewegen.
Diese Vision nährte sich aus dem Erfolg, den Brown bereits erzielen konnte. Er hatte Transformator und Generator für das Kraftwerk Lauffen in Deutschland entworfen. Damit konnte erstmals elektrische Energie mit hochgespanntem Wechselstrom relativ verlustarm über eine weite Strecke übertragen werden, ins rund 175 km entfernte Frankfurt am Main. Dieser Erfolg gilt als Entscheidung in der «Stromkrieg» genannten Grundsatzfrage der Pionierzeit, ob das Versorgungsnetz mit Gleichstrom oder Wechselstrom aufgebaut wird. Jahrzehnte später sollte BBC/ABB mit ihren Entwicklungen in der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung wieder die Vorteile von Gleichstrom für den Transport über weite Strecken nutzbar machen.
Gründungsort Baden Die Suche nach einem Standort für ihr Start-up führte die beiden innovativen Ingenieure nach Baden, ein Städtchen am Fluss Limmat, rund 20 km westlich von Zürich gelegen. Dort wollte die neu gegründete Elektro-Gesellschaft ein Laufwasserkraftwerk errichten, um den industriellen Aufschwung in den kriselnden Bäderkurort zu bringen. Brown und Boveri erhielten den Auftrag, die Generatoren für dieses Flusskraftwerk zu konstruieren – und gleichzeitig bot ihnen die Stadt Bauland für die Errichtung ihrer Konstruktionsbüros und Fabriken an. Die beiden Ingenieure sahen die Vorteile dieses Arrangements und nahmen das Angebot an – auch heute sucht ABB weltweit die Nähe zum Kunden, um dort zu produzieren, wo der Bedarf anfällt. Zudem versprach das zu bauende Kraftwerk auch eine sichere Stromversorgung für den eigenen, aufzubauenden Betrieb.
So wurde BBC am 2. Oktober 1891 in Baden gegründet. Bereits im Februar 1892 konnten die ersten Arbeiter in der schnell hochgezogen Fabrik ihr Werk beginnen. Noch im selben Jahr wurde die erste Maschinengruppe des Flusskraftwerks in Betrieb genommen. Die Stromlieferung an die Stadt Baden und BBC selbst konnte beginnen. Der Rest ist Geschichte, die in diesem Jubiläumsjahr noch detailliert erzählt werden wird.
Rasche Diversifizierung in den Bahnbereich Jedenfalls wuchs BBC mit einem enormen Tempo – und diversifizierte auch rasch. So lieferte das aufstrebende Unternehmen bereits 1895 die elektrische Ausrüstung für die Strassenbahn im südschweizerischen Lugano, drei Jahre später auch für die Zahnradbahnen auf den Gornergrat und das Jungfraujoch in den Schweizer Alpen. Brown und Boveri entwickelten auch gemeinsam eine elektrisch betriebene Lokomotive. Sie wurde ab 1899 von der Burgdorf-Thun-Bahn in der Schweiz eingesetzt, auf der ersten elektrifizierten Normalspurstrecke Europas.
Damit waren die Grundlagen für den Bahnbereich geschaffen, der bei BBC in der Folge ein wichtiges Geschäftsfeld werden sollte – nebst Innovationen wie Dampf- und Gasturbinen, leistungsfähige Transformatoren oder elektronische Steuerungen für die Industrieautomation.
BBC war von der Vision der Elektrifizierung des öffentlichen Verkehrs so überzeugt, dass das Unternehmen 1905 den eben erst erstellten Simplon-Bahntunnel zwischen der Schweiz und Italien auf eigene Kosten elektrifizierte; eine Pionierleistung für die Ablösung des Dampfbetriebs von Eisenbahnen in ganz Europa.
Vision weltweit umsetzen 1967 schloss sich ein erster Kreis: BBC übernahm die Maschinenfabrik Oerlikon (MFO), jene Firma, in der sich Brown und Boveri kennengelernt und ihre ersten Meriten verdient hatten. Die MFO hatte – wie BBC – Elektrolokomotiven produziert, etwa das legendäre «Krokodil» für den Güterverkehr auf der steilen Gotthardstrecke, das noch heute jeder Bahnfan weltweit an der Silhouette erkennt.
1988 fusionierte BBC mit der schwedischen ASEA zu ABB. Im Energietechnik- und Automationsportfolio des Konzerns bilden Elektrotechnik-Systeme für Züge wie auch für die Bahninfrastruktur weiterhin einen der Schwerpunkte. So steckt im «Allegra» genannten, modernen Zug der Rhätischen Bahn (RhB) ein energieeffizientes Antriebspaket von ABB. Es besteht aus Kompaktstromrichtern und Transformatoren, speziell auf die hohen Anforderungen im gebirgigen Graubünden ausgelegt.
Produziert wurden Transformator und Stromrichter in Genf und in Turgi – also in der Schweiz, wo ABB nun seit 125 Jahren engagiert ist. Hier wie auch in weiteren rund hundert Ländern auf dieser Welt setzt unser Unternehmen die Vision «Power and Productivity for a better World» um. Die mit elektrischer Energie bewegte Welt trieb schon Charles Brown und Walter Boveri an. ABB sorgt in deren Erbe dafür, Generation, Verteilung und Nutzung elektrischer Energie noch effizienter und ressourcenschonender zu gestalten.