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Industrie-Schweiz - News-Corner 14.11.2016 Bosch: Feiert das 130-jährige Firmenjubiläum
Wie eine Erfolgsgeschichte liest sich das nicht gerade: Eröffnung November 1886, Aufbau von zwei auf gerade einmal 15 Mitarbeiter bis 1891. Im selben Jahr Startkapital fast aufgebraucht, Bürgschaften von der Mutter, zusätzliche Bankkredite und 1892 am Rande der Insolvenz. Vieles ist seitdem passiert. Heute beschäftigt Bosch rund 375 000 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz in Höhe von 70,6 Milliarden Euro. Aus der einstigen Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik ist eines der zehn größten Unternehmen Deutschlands geworden, das in mehr als 150 Ländern tätig ist. Eine Erfolgsgeschichte.
Impulse aus den USA Offen sein für Neues, neue Märkte erschließen – das ist Robert Bosch schon in jungen Jahren als Unternehmer wichtig. Im Alter von nur 23 Jahren wagt er den Sprung über den großen Teich. Er reist in die USA, um bei Edison zu arbeiten und Einblicke in die Elektrotechnik zu erhalten, die damals in den USA weiter fortgeschritten ist als in Europa. Bosch erhofft sich, zurück in Deutschland mit den neuen Impulsen ein zukunftsträchtiges Geschäft aufbauen zu können.
Mut zu scheitern Voller Tatendrang kommt der junge Bosch 1886 zurück in seine Heimat und gründet am 15.11.1886 die Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik in Stuttgart. Auf die erste Euphorie folgt jedoch Ernüchterung. Da sich der Aufbau der Stromversorgung in Stuttgart hinzieht, kommt das Geschäft mit der Elektrotechnik nicht ins Rollen. Bosch steht am Rande der Insolvenz. Mit viel Einsatz kann er sein Unternehmen mit kleineren Kundenaufträgen am Leben halten. Als die öffentliche Stromversorgung steht, stellt sich der erhoffte Erfolg jedoch nicht ein. Die Kunden sind weniger offen für elektrotechnische Neuerungen als der junge Bosch sich erhofft hat.
Doch Robert Bosch verliert nicht den Mut. Überzeugt von seinem Optimismus, seinem Tatendrang, und dem festen Glauben an sich und seine Mitarbeiter hält er nach neuen Geschäftsmöglichkeiten Ausschau.
„Wer stark ist, braucht nicht immer um sein bisschen Ansehen zu bangen. Er hat davon genug, um auch einem eine Freude machen zu können dadurch, daß man ihm Verantwortung überlässt, ihn zur Verantwortungsfreudigkeit erzieht, ihm Freude an der Arbeit und am Erfolg schafft.“ Robert Bosch
Eine zündende Idee Das Jahr 1897 ist das vielleicht wichtigste Jahr in der Firmengeschichte. Dieses Jahr markiert den Beginn des Aufstiegs von Bosch zum Weltkonzern.
Bereits seit 1887 fertigt das Unternehmen Zündanlagen für Standmotoren, die in Gebäuden Strom erzeugen. Bis 1896 sind es insgesamt rund 1 000 Stück. Das Geschäft dümpelt vor sich hin. Doch ein Jahr später soll sich das ändern. Ein Kunde wünscht sich eine Zündung, die in einem Benzinmotor eingesetzt werden kann. Eine Zündung, die es bis dahin nicht gibt. Unmöglich? Bosch beauftragt seinen Werkmeister Arnold Zähringer, die bisherigen Zündanlagen weiterzuentwickeln. Ein großes Wagnis. Für Bosch jedoch bedeutet es den entscheidenden Durchbruch, der Robert Bosch in die Welt der Fabrikanten katapultiert. Denn die Magnetzündung erweist sich als einziges zuverlässiges System für das Auto. Mit der beispiellosen Erfolgsgeschichte des Automobils nach 1900 wird auch Bosch zum Weltkonzern. In den ersten fünf Jahren verkauft Bosch 50 000 Exemplare seines Zündsystems, bis 1912 sind es bereits eine Million Stück.
„Man kann mir nachsagen, ich sei gar kein Erfinder, und ich mache auch gar keinen Anspruch auf diesen Titel. Aber ich bin der Mann, der es fertiggebracht hat, durch Ausdauer, durch gutes Beispiel und durch richtige Behandlung meiner Mitarbeiter einen Betrieb aufzubauen, der einen guten Namen hat in der ganzen Welt. Ich verdanke nicht einen geringen Teil meines Erfolges meiner ausdauernden Gründlichkeit, die verhütete, daß etwas Schlechtes aus meiner Werkstatt hinausging.“ Robert Bosch
Höchstens 100 Mitarbeiter Den riesigen Erfolg der Magnetzündung hat auch Robert Bosch nicht erwartet. Als er 1900 den Entschluss fasst, eine Fabrik zu errichten, plant er eine Größe für etwa 200 Mitarbeiter. Zu dieser Zeit umfasst seine Belegschaft 30 Arbeiter und er überlegt, einen Teil des neuen Gebäudes zu vermieten. Er geht davon aus, dass sein Unternehmen auf maximal 100 Mitarbeiter anwachsen wird. Ein Irrtum. Nur acht Jahre später beschäftigt Bosch mehr als 1000 Mitarbeiter.
„Ich weise besonders darauf hin, daß ich es nach wie vor für richtig halte, Arbeiter und Angestellte gut zu bezahlen und sie nicht von oben herab, sondern als gleichberechtigte Vertragsgenossen zu behandeln.“ Robert Bosch
Frühzeitige Internationalisierung erschließt Marktchancen Doch der Erfolgsgeschichte der Magnetzündung steht Robert Bosch als vorausschauender und verantwortungsvoller Unternehmer skeptisch gegenüber. Im Wissen um die Abhängigkeit von einem einzelnen Produkt erschließt er neue Märkte auf der ganzen Welt. Ab 1908 sind Bosch-Zündungen auf allen Kontinenten erhältlich. So kann das Unternehmen wachsen und erlangt internationale Bekanntheit. Langfristige Stabilität erlangt Bosch mit weiteren Produkten für das Automobil sowie Elektrowerkzeugen, Hausgeräten und Industrietechnik.
„Meiner Erfahrung gemäß gibt es nichts Schlimmeres für ein Werk, das auf die Dauer bestehen und fortschrittlich bleiben will, als keinen Wettbewerber zu haben.“ Robert Bosch
Geschäftsfelder ändern sich, Verantwortung bleibt Die Fähigkeit zur Veränderung, das Überleben des Unternehmens durch den Einstieg in neue Sparten, aber auch den Ausstieg aus defizitärem Geschäft zu sichern, ist eines der Merkmale, das die Unternehmensgeschichte wie einen roten Faden durchzieht – bis heute. Ein wesentliches Motiv für Robert Bosch und seine Nachfolger ist dabei immer die Verantwortung für die Mitarbeiter, nicht die Profitabilität als Selbstzweck. Nur der Veränderungswille in den wechselnden wirtschaftlichen Bedingungen kann ein Unternehmen und seine Belegschaft in der Gesamtheit erhalten. Robert Bosch formuliert das so: „Wenn meine Magnetzündung eine Eintagsfliege ist, womit beschäftige ich meine Leute dann?“