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Industrie-Schweiz - News-Corner
 
01.03.2021
 
  
VDW: Deutsche Werkzeugmaschinenindustrie sieht Licht am Ende des Tunnels
    
Für 2021 erwartet der VDW, Frankfurt am Main, für die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie einen Produktionszuwachs von 6 Prozent auf rund 12,6 Mrd. Euro. Anlässlich der Jahrespressekonferenz des Verbands weist der Vorsitzende Dr. Heinz-Jürgen Prokop darauf hin, dass eine bessere Stimmung in der Wirtschaft die Investitionsbereitschaft fördert. „Nach zwei Jahren mit großer Zurückhaltung besteht Nachholbedarf“, sagt er. Der weltweite Einkaufsmanagerindex und das deutsche ifo-Geschäftsklima für die Investitionsgüterindustrie liegen auf Wachstumskurs.

China übernimmt die Rolle des Treibers für die Weltwirtschaft. Auch die USA sorgen nach dem Wahlsieg von US-Präsident Biden für Schub. „Voraussetzung dafür, dass Unternehmen wieder Vertrauen schöpfen und investieren, ist jedoch der Sieg über die Corona-Pandemie und verlässliche Perspektiven, wie der Lockdown sukzessive zurückgefahren werden kann“, sagt Prokop.

Insbesondere die Automobilindustrie, größter Abnehmer von Werkzeugmaschinen, profitiert vom Aufschwung in China. Elektronik, Nahrungsmittelverarbeitung, Logistik und Teile der Medizintechnik haben in der Krise ohnehin gute Geschäfte gemacht. Das setzt sich fort. Auch in Europa sollen die Investitionen nach hartem Einbruch wieder um 10 Prozent steigen. Nach zwei, aus vielerlei Gründen sehr schwierigen Jahren, wirkt sich das positiv auf die Werkzeugmaschinenindustrie aus. Oxford Economics, Prognosepartner des VDW, stellt für 2021 einen kräftigen Auftragszuwachs von 35 Prozent in Aussicht. Anhaltspunkte dafür gab es bereits im November und Dezember. „Gleichwohl haben wir einen schwierigen Weg bis zum Vor-Corona-Niveau vor uns“, weiß Heinz-Jürgen Prokop.

2020 in schwierigem Fahrwasser
2020 waren die Aufträge bedingt durch die Corona-Krise um 30 Prozent gefallen, nach einem Rückgang gleicher Größenordnung schon ein Jahr zuvor. Auch alle anderen Kennzahlen sind 2020 tief ins Minus gerutscht: Produktion minus 31 Prozent, Export minus 29 Prozent, Inlandsabsatz minus 33 Prozent. Die erhoffte Aufwärtsbewegung für das aktuelle Jahr startet also von niedrigem Niveau aus.

2019 lag die Kapazitätsauslastung noch bei mehr als 88 Prozent. Durch den Auftragsmangel fiel sie 2020 auf knapp 72 Prozent. Das ist vergleichbar mit dem Niveau der Finanzkrise 2009. Die Zahl der Beschäftigten sank im Jahresdurchschnitt 2020 um 4,5 Prozent auf 70.000 Frauen und Männer. „Betrachtet man jedoch den enormen Rückgang in der Produktion wird deutlich, dass die Firmen ihre gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so lange wie möglich halten wollen. Dafür ist das Instrument der Kurzarbeit nach wie vor hilfreich und notwendig“, sagt Prokop.

International wacker geschlagen
Trotz der hohen Verluste haben sich die deutschen Hersteller im internationalen Wettbewerb gut geschlagen. In der Produktion belegt die Branche mit einem Anteil von 16 Prozent nach China und vor Japan Platz 2. Im Export ist sie mit 20 Prozent Anteil Exportweltmeister geblieben, vor Japan und China, China bleibt mit einem Verbrauch von 18 Mrd. Euro weltgrößter Markt und mit einem Einfuhrvolumen von 5,4 Mrd. Euro trotz zweistelliger Verluste der weltgrößte Importeur. Allerdings könnten die Geschäfte in Zukunft schwieriger werden. „Schon jetzt berichten die Unternehmen von großem Preis- und Zeitdruck seitens chinesischer Auftraggeber“, erläutert Prokop. Außerdem soll der innerasiatische Handel mit dem jüngst geschlossenen RCEP-Abkommen durchlässiger werden. Das intensiviert den Wettbewerb mit Japan und Südkorea im chinesischen Markt. Schließlich strebt die chinesische Regierung mehr Unabhängigkeit von Technologieimporten an und es wird heftig spekuliert, ob dies mittelfristig gelingen kann. Viele VDW-Mitglieder haben frühzeitig in China Niederlassungen gegründet und bauen sie weiter aus, um von wirtschaftspolitischen Strategien der Regierung ein Stück weit unabhängiger zu sein.

Werkzeugmaschinen fordern mit dem VDMA Technologieoffensive für umweltfreundliche Mobilität
Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie sieht große Chancen im Green Deal und den Klimaschutzzielen bis 2050. Mit der Euro-7-Norm plant die EU-Kommission nun, den Grenzwert für Emissionen von Pkw und Lkw bis 2025 auf null zu setzen. „Damit verbietet sie quasi den Verbrennungsmotor und setzt voll auf Elektromobilität. Der Verbrenner wird nach Einschätzung von Experten bis 2025 technisch kein Zero-Emission-Ergebnis erzielen oder nur unter sehr hohen Kosten“, kommentiert Prokop das Vorhaben. Tatsächlich seien moderne Verbrennungsmotoren mittelfristig unverzichtbar, um die Klimaziele zu erreichen. Sie gewährleisten bereits heute schon Emissionswerte, die 50 Prozent unter den gesetzlichen Vorgaben liegen. Durch die Verwendung von e-Fuels, die auf Wasserstoffbasis mit regenerativen Energien erzeugt werden, kann zudem der Emissionsausstoß vor allem im Fahrzeugbestand sehr schnell weiter gesenkt werden. Der Schwerlastverkehr, mobile Land- und Baumaschinen, die Feuerwehr oder Schiffe werden zudem noch länger auf Verbrenner angewiesen sein, weil eine direkte Elektrifizierung auf technische Grenzen stößt. Mehr Klimafreundlichkeit in diesen Einsatzfeldern ist nur zu gewährleisten mit einer funktionierenden Forschungslandschaft und Wertschöpfungskette rund um die Motorentechnologie. „Ein abruptes Ende des Verbrennungsmotors würde den technischen Fortschritt ausbremsen, weil mit Euro 7 niemand mehr in die Entwicklung von Verbrennungsmotoren investieren wird“, erläutert Prokop. Es würde einfach das Geld fehlen. Käme das Aus für den Verbrenner, befürchten Experten, dass eine halbe Million Arbeitsplätze allein in Deutschland gefährdet wären.

Daher unterstützt der VDW ein Positionspapier des VDMA, das in diesen Tagen veröffentlicht wurde. Darin wird eine Technologieoffensive für umweltfreundliche Mobilität gefordert. Ziel ist es, gemeinsam mit der Industrie Klimaneutralität zu erreichen und die Stärken der Unternehmen bei der Entwicklung neuer Technologien zu fordern. Deshalb sollten Abgas- und CO2-Emissionen durch viele verschiedene Technologien reduziert werden. Die Nutzung von Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen für künftige Fahrzeuge gehört ebenso dazu, wie eine weitere Optimierung des Verbrennungsmotors, die Nutzung der Brennstoffzellentechnologie und eine wachsende Zahl von batteriebetriebenen Fahrzeugen. Allein auf 100 Prozent Elektromobilität zu setzen führe zu einem extremen Anstieg des Strombedarfs, der aktuell nicht über erneuerbare Energie zu decken sei, so Prokop.

„Die EU ist gefordert, eine solche breit angelegte Modernisierung auf den Weg zu bringen und den Rahmen dafür zu setzen“, fordert er abschließend. Das würde neben der Autoindustrie auch Anwenderbranchen wie Bau- und Landmaschinenhersteller in ihrem Transformationsprozess voranbringen.


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