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Industrie-Schweiz - News-Corner
 
04.05.2022
 
  
Bosch: Investiert Milliarden für klimaneutrale Technik
    
Erfolgreiches Geschäftsjahr 2021 – Unsicherheiten und Kostensteigerungen belasten Jahresausblick

Im Geschäftsjahr 2021 erzielte Bosch deutliche Umsatz- und Ergebnissteigerungen trotz schwieriger Rahmenbedingungen. Die Erlöse des Technologie- und Dienstleistungsunternehmens stiegen um 10,1 Prozent auf 78,7 Milliarden Euro und das operative Ergebnis vor Finanzergebnis und Steuern (operatives EBIT) legte um mehr als die Hälfte auf 3,2 Milliarden Euro zu. Die operative EBIT-Rendite verbesserte sich auf vier Prozent gegenüber 2,8 Prozent im Vorjahr. „Das erfolgreiche Geschäftsjahr 2021 gibt uns Zuversicht, auch das anspruchsvolle Umfeld des laufenden Jahres zu bewältigen“, sagte Dr. Stefan Hartung, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, anlässlich der Vorlage der Jahresbilanz.

Zu den erheblichen Unsicherheiten zählt der Krieg in der Ukraine mit allen Auswirkungen. Das Unternehmen nimmt die Verantwortung für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr ernst und leistet zugleich seit dem ersten Tag umfassende humanitäre Hilfe, insbesondere um das Leid der Geflüchteten zu lindern. „Wo Menschen ums Überleben kämpfen, fühlen und bangen wir mit ihnen“, so der Bosch-Chef. Krieg sei kein Mittel zur Lösung politischer Konflikte. Die aktuelle Situation verdeutlicht laut Hartung den Handlungsdruck auf Politik und Gesellschaft, unabhängiger von fossilen Energieträgern zu werden und die Erschließung neuer Energien mit Nachdruck anzugehen. Deshalb setze die Bosch-Gruppe trotz des herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds ihre Anstrengungen für den Klimaschutz konsequent fort. Der Bosch-Chef gab dazu Investitionen in klimaneutrale Technik wie Elektrifizierung und Wasserstoff in Höhe von gut drei Milliarden Euro über drei Jahre bekannt.

Hartung sieht als Auswirkung des Krieges auf den Klimaschutz kurzfristig eine verlangsamte Reduktion des CO2-Ausstoßes, langfristig aber vor allem in Europa eine beschleunigte technologische Transformation. „Für die Politik kann dies der Anlass zu mehr Entschlossenheit sein – sei es in der Förderung der energetischen Gebäudesanierung, sei es im massiven Ausbau der regenerativen Stromerzeugung“, so Hartung. Unter der Voraussetzung von Grünstrom ist für den Bosch-Vorsitzenden die Elektrifizierung der schnellste Weg in ein klimaneutrales Leben. Bosch treibe dazu die nachhaltige Mobilität voran: 2021 lag das Auftragsvolumen für Elektromobilität bei Bosch erstmals über zehn Milliarden Euro. Hartung betonte aber, dass auch Wasserstoff gebraucht wird. „Aufgabe der Industriepolitik sollte es sein, alle Wirtschaftssektoren auf die Wasserstoff-Nutzung vorzubereiten“, forderte er. „Strombasierte Lösungen haben Vorfahrt, aber wasserstoffbasierte Lösungen müssen gleichzeitig mehr Fahrt aufnehmen. Beides wird gebraucht – für das nachhaltige Leben auf dem blauen Planeten.“ Gleichzeitig kündigte der Bosch-Chef an, in den nächsten drei Jahren nochmals zehn Milliarden Euro für die Digitalisierung des Geschäfts zu investieren. „Gerade auch die Digitalisierung kann einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten – hier setzen wir mit unseren Lösungen an“, so Hartung. Beispiele aus dem Bosch-Produktportfolio sind der Energiemanager im Smart Home oder auch die Energy Plattform in der vernetzten Produktion.

Ausblick 2022: Hohe Unsicherheiten im herausfordernden Umfeld
Die Bosch-Gruppe steigerte im ersten Quartal ihren Umsatz um 5,2 Prozent. „Wir sind solide in das Jahr 2022 gestartet und gehen bislang davon aus, dass wir die im Geschäftsbericht prognostizierte Umsatzsteigerung von sechs Prozent übertreffen werden“, sagte Dr. Markus Forschner, Geschäftsführer und Finanzchef der Robert Bosch GmbH. „Eine genauere Einschätzung für das laufende Gesamtjahr bleibt angesichts der beträchtlichen Unsicherheiten jedoch schwierig.“ Das Ziel einer EBIT-Rendite auf Vorjahresniveau wird das Unternehmen nach Aussagen des Finanzchefs trotz eines voraussichtlichen Umsatzanstiegs nicht ganz erreichen – sie dürfte im Korridor von drei bis vier Prozent liegen. „Vor allem durch Kostensteigerungen bei Energie, Material und Logistik wächst die Belastung für unser Ergebnis erheblich.“ Gerade im Unternehmensbereich Mobility Solutions sei der aktuelle Kostendruck sehr hoch – die Preise für bestimmte Rohstoffe hätten sich seit 2020 etwa verdreifacht: „Wir müssen uns auf anhaltend hohe Preise und sehr volatile Märkte einstellen“, so Forschner. „Nicht nur die Automobilhersteller, auch die Zulieferer sind darauf angewiesen, Preissteigerungen weiterzugeben.“

Vor dem Hintergrund der aktuellen Lage hat Bosch seine konjunkturellen Erwartungen bereits deutlich überarbeitet. Für die Weltwirtschaft erwartet das Unternehmen im laufenden Jahr ein Wachstum von knapp 3½ Prozent – zu Jahresbeginn waren es noch rund vier Prozent. Auch die bisherige Prognose des Unternehmens für die Automobilproduktion von rund 88 Millionen Fahrzeugen und der erwarteten Steigerung um neun Prozent gegenüber dem Vorjahr werde voraussichtlich nicht zu halten sein. Als Gründe sieht Forschner die erneuten Beeinträchtigungen durch die Corona-Pandemie in China und die anhaltenden Halbleiterengpässe. Insgesamt bleibt der Finanzchef jedoch zuversichtlich: „Bosch wird auch diese schwierige Phase meistern. Wichtig sind zukunftsweisende Produkte sowie eine klare langfristige und strategische Ausrichtung – beides haben wir.“

Wasserstoff-Elektrolyse: Einstieg in 14-Milliarden-Euro-Markt
Für einen wirksamen Klimaschutz steigt Bosch ins Komponenten-Geschäft für die Wasserstoff-Elektrolyse ein. Bis Ende des Jahrzehnts will Bosch nahezu 500 Millionen Euro in das neue Geschäftsfeld investieren – die Hälfte davon bis zur Markteinführung, die bereits für 2025 geplant ist. „Für die Entwicklung von Wasserstoff-Technologien sind wir breit aufgestellt und wollen die Wasserstoff-Produktion in Europa voranbringen“, kündigte Bosch-Chef Hartung an. „Für den Elektrolyseur-Komponentenmarkt erwarten wir 2030 weltweit ein Volumen von rund 14 Milliarden Euro.“ Mit dem Stack wird Bosch das Kernstück der Wasserstoff-Elektrolyse liefern, kombiniert mit Leistungselektronik, Sensoren und Steuergerät zu einem Smart Module. Die Stacks für die H2-Produktion sollen bereits 2025 in Serie gehen.

Nachhaltigkeit: Soziale Verantwortung im Zeichen neuer Energien
Bosch unterstützt den Green Deal der Europäischen Union und sieht sich der Nachhaltigkeit besonders verpflichtet: Bereits seit 2020 ist Bosch mit seinen weltweit 400 Standorten klimaneutral und kommt bei der Qualität seiner CO2-Neutralstellung deutlich schneller voran als geplant. Bosch konnte bereits ein Drittel der Energieeinsparung realisieren, die sich das Unternehmen bis Ende der Dekade vorgenommen hat. „Nachhaltigkeit ist kein Randaspekt mehr, sondern muss zum Kerngeschäft jedes Unternehmens gehören“, erklärte Filiz Albrecht, Geschäftsführerin und Arbeitsdirektorin der Robert Bosch GmbH mit Zuständigkeit für die Nachhaltigkeitsstrategie. Die unternehmerische Verantwortung von Bosch bewege sich im Dreieck ökonomischer, sozialer und ökologischer Interessen. „Einfach ist es nicht, in diesem Dreieck die Balance zu halten. Soziale Verantwortung im Zeichen des Wandels heißt für uns: möglichst viele Beschäftigte in neue Geschäftsfelder mitnehmen.“ Laut der Personalchefin entwickle Bosch klimaneutrale Technik vor allem an Standorten, wo bisher Verbrenner-Systeme produziert werden. Bereits 1 400 Mitarbeitende der Antriebssparte konnten über Qualifizierung oder eine betriebsinterne Vermittlungsplattform auf neue Stellen etwa in Software und Elektromobilität wechseln. Albrecht: „Zum Jahresende werden fast 2 300 Beschäftigte für die mobile und stationäre Brennstoffzelle tätig sein – nahezu komplett intern vermittelt. Das ist Transformation – made by Bosch“. Zugleich wolle das Unternehmen in diesem Jahr weltweit 10 000 neue Software-Entwickler einstellen, so die Arbeitsdirektorin.

Thermotechnik: 300 Millionen Euro für das Wärmepumpen-Geschäft
„Mehr als ein Drittel der CO2-Emissionen stammt aus Gebäuden, deshalb muss der Klimaschutz auch in den eigenen vier Wänden stattfinden“, sagte Dr. Christian Fischer, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, zuständig für Konsumgüter sowie die Energie- und Gebäudetechnik. „Die Wärmewende beginnt mit der Wärmepumpe, betrieben idealerweise mit grünem Strom.“ International machen immer mehr Gesetzgeber für Neubauten entsprechende Vorgaben: Allein in Deutschland sollen etwa bis 2024 neue Heizungen zu 65 Prozent regenerativ betrieben werden. „Bosch investiert dazu bis Mitte der Dekade zusätzlich 300 Millionen Euro ins Wärmepumpen-Geschäft“, erläuterte Fischer. „Der Markt wird bis 2025 jährlich um 15 bis 20 Prozent zulegen. Unser Ziel ist es, doppelt so stark zu wachsen wie der Markt.“ Auch in Bestandsgebäuden will Bosch seinen Beitrag leisten: Die Umstellung der Heizungen von Erdgas auf Wasserstoff unterstützt das Unternehmen durch H2-fähige Gasthermen. Darüber hinaus kommt Bosch mit der Vernetzung und Integration von Gebäudesystemen zugleich seinem Ziel näher, mit Dienstleistungen mehr regelmäßige Erlöse zu erwirtschaften. „Im Geschäft mit Gebäudesystemen wird schon jetzt nahezu jeder zweite Euro mit Services verdient“, sagte Fischer. „Unsere strategischen Ziele ergänzen sich – den Klimaschutz technisch mitgestalten und das Dienstleistungsgeschäft ausbauen.“

Industrietechnik: Digitalisierung sorgt für Energieeffizienz
In der industriellen Produktion forciert Bosch die Energie- und Kosteneffizienz in den Fabriken. „Die Digitalisierung in der Industrieproduktion leistet einen Beitrag zum Klimaschutz“, sagte Rolf Najork, für die Industrietechnik verantwortlicher Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH. „Allein über das vernetzte Energiemanagement senken wir den jährlichen Energieverbrauch unserer Produktion im Schnitt um fünf Prozent.“ Die Energy Plattform aus dem Industrie-4.0-Portfolio ist bereits in 80 Kundenprojekten und an 120 Bosch-Standorten im Einsatz. Zugleich setze die Bosch-Gruppe in der Industrietechnik auf Elektrifizierung, so Najork weiter. 2030 werden voraussichtlich 30 Prozent der mobilen Arbeitsmaschinen elektrifiziert sein. Dies entspricht einem zusätzlichen Marktvolumen von 1,5 Milliarden Euro für Hochvolt-Antriebe. Über die Industrietechnik will Bosch auch das elektrische Fahren weiter voranbringen. „In einem Projekthaus mit VW arbeiten wir an der Gründung eines Unternehmens, das Batteriezellfabriken in Europa ausrüsten soll“, erläuterte Najork. „Unser gemeinsames Ziel: die Kosten- und Technologieführerschaft bei der Industrialisierung der Batterieproduktion einnehmen.“ Bei der Produktionstechnik für Batteriezellen erwarten Experten weltweit ein kumuliertes Marktvolumen von 50 Milliarden Euro bis 2030.

Geschäftsjahr 2021: Herausforderungen gemeistert – trotz Kostendruck
„Die Herausforderungen des Jahres 2021 hat die Bosch-Gruppe gut gemeistert“, bilanziert Forschner. „Wir konnten ein Umsatzplus von 10,1 Prozent erzielen und unser operatives EBIT um mehr als die Hälfte steigern.“ Dies sei trotz noch nicht überwundener Corona-Pandemie, anhaltender Lieferengpässe bei Halbleitern und bereits im Geschäftsjahr 2021 deutlich gestiegener Rohstoffpreise gelungen. „Neben den guten Umsatzzahlen haben sich auch unsere umfangreichen Maßnahmen zur Kostensenkung ausgezahlt“, erklärte der Finanz-Geschäftsführer. „Unsere Zukunftsorientierung spiegelt sich auch in der Solidität des Jahresabschlusses wider.“ Die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen der Bosch-Gruppe blieben stabil mit 6,1 Milliarden Euro (2020: 5,9 Milliarden Euro) und die Investitionen stiegen leicht auf 3,9 Milliarden Euro (2020: 3,3 Milliarden Euro). Schwerpunkte bei den Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen waren Elektromobilität, Fahrerassistenzsysteme, aber auch die Elektrifizierung in der Industrie und der Heiztechnik. Die Eigenkapitalquote verbesserte sich weiter um 1,3 auf 45,3 Prozent.


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